Der Raffelbergpark: Historische Oase im Spaghettiknoten.

Am westlichen Rand Mülheims, Nahe an der Stadtgrenze zu Duisburg und Oberhausen, liegt seit nunmehr 110 Jahren der Raffelbergpark.

Nachdem im Jahr 1855 eine Solquelle in der Zeche Altstaden entdeckt wurde und 1883 erstes salzhaltiges Wasser gefördert wurde, entstand zunehmend die Idee des Baus eines Solbads welche in den Jahren 1908/1909 schließlich realisiert wurde.

Solbad, Kurhaus und die danebenliegende Kinderheilanstalt wurden eingebettet in eine 5,9 ha große, vom Jugendstil geprägte, Parkanlage, geschaffen nach den Plänen des Baron von Engelhardt, einem der bedeutendsten Gartenkünstler der damaligen Zeit und umgesetzt durch den Gartenarchitekten Reinold Hoemann. Die gesamte Anlage war von einer zwei Meter hohen Mauer umgeben, unterbrochen durch drei Eingänge an denen Pförtner das Kommen und Gehen überwachten. Das damalige Straßenbahnnetz ermöglichte einen Ausstieg direkt am Park und auch eine Schiffsverbindung existierte zwischen dem Wasserbahnhof und dem Raffelberg.

Zunächst endete der Park noch nördlich der Teiche, wurde jedoch in einer zweiten Ausbaustufe, im Jahr 1928, um einen 3,4 ha großen Landschaftspark erweitert und umfasst seitdem die Fläche, die wir auch heute bei unserem Aufenthalt im Park sehen können. Damals entstand die Allee von der Pergola in Richtung des nördlichen Eingangs (hin zur Schleuse), ebenso wie die großen Wiesenflächen. Auch die Ruhrorter Straße wurde zu dieser Zeit auf einem Wall angelegt, so dass es fortan nicht mehr möglich war, von Solbad und Kurhaus auf die Ruhr und die Ruhrwiesen zu schauen.

Im oberen Parkteil, im Buchenwald, wurden 1928 in der zweiten Ausbaustufe ebenfalls Änderungen vorgenommen. Die bis zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Tennisplätze wurden durch einen Rosengarten ersetzt in welchem in den 50er Jahren noch ein Fontänenbassin mittig hinzugefügt wurde.

Während des Krieges diente der Park als Ackerland beziehungsweise verwahrloste, Solbad und Kurhaus wurden als Krankenhaus und Lazarett genutzt. Erst Ende der 50er Jahre waren die ursprünglichen Strukturen des Raffelbergparks gänzlich überarbeitet und drei städtische Gärtner kümmerten sich wieder täglich intensiv um die Pflege von Flora und Fauna.

Finanzielle Probleme des Solbads in den 80er Jahren führten zu konkreten Plänen eine große Therme inmitten des Parks zu bauen, allein über 13000 Quadratmeter Parkplatzfläche war damals angedacht um ca. 1000 – 1500 Autos Platz zu bieten. Auf Grund der besorgniserregenden Absichten gründete sich am 26.3.1990 der Verein zur Erhaltung des Parks am Solbad Raffelberg e.V. dessen Mitglieder in den kommenden zwei Jahren maßgeblich daran beteiligt waren, dass die Bebauungsabsichten letztendlich aufgegeben wurden.

1994 erfolgten gleich drei bedeutsame Ereignisse:

Nachdem ein Gutachten den Park als „bedeutendes, zu erhaltendes Gesamtkustwerk der Jahrhundertwende“ beschrieben hatte, wurde die gesamte Fläche in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen.

Ebenfalls im selben Jahr entstand im Rahmen der Internationalen Bau-Ausstellung das Konzept des sogenannten Emscher Landschaftspark. Um mehr Lebens- und Wohnqualität für die Menschen in den dichtbebauten Städten zu schaffen, sollten zukünftig zusammenhängende „Grünzüge“ entstehen und auch besondere Einzelobjekte hervorgehoben werden, so auch der Raffelbergpark.

Des Weiteren erhielten im Jahr 1994 die Gartenarchitekten und Gartendenkmalpfleger G. und R. Wörner den Auftrag ein Parkpflegewerk über den Raffelbergpark zu erstellen. Dieses Parkpflegewerk dient noch heute dem Grünflächenamt, sowie dem Forstamt der Stadt Mülheim an der Ruhr als Grundlage ihrer Arbeit. Sehr detailgenau beschreibt das Schriftstück auf 225 Seiten das Gewässer und die im Park lebenden Tiere, zeigt die Bedeutung der Sichtachsen auf, kartographiert den Baum- Gehölz und Pflanzenbestand, nennt Schädigungsgrade und zählt kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen auf.

Betont wird, „die weitere dauerhafte Sicherung dieses bedeutendsten, weitgehend bis heute in den Grundstrukturen bewahrten historischen Parks der Stadt Mülheim als Gesamtkunstwerk, Gartendenkmal und unverzichtbarer Naherholungsraum.“

Auch künstlerisch hatte der historische Park im Laufe seines Bestehens viel zu bieten. Sowohl vor dem Krieg, als auch regelmäßig in den 80er Jahren, fanden sonntags Kurkonzerte statt. Im heute kaum noch als dieser erkennbare Musikpavillion, spielten die Musiker für die Zuhörer auf den Terrassen unterhalb des Kurhauses.

Seit 2003 ziert die Skulptur des Künstlers Jochen Leyendecker, den Parkeingang an der Ruhrorter Straße, auch verschiedene Ausstellungen fanden statt und insbesondere die Weißen Nächte des international bekannten Theaters an der Ruhr, erfreuen seit vielen Jahren zahlreiche Besucher.